Bericht Erzieherinnen

Claudia Fromm - Die Frechdachse

„Die Frechdachse“ ist die kleinste und älteste Kita des Studierendenwerks, gedacht für den Nachwuchs der Studierenden am Campus in Witzenhausen.
Erzieherin Claudia Fromm schildert Eindrücke, Gedanken und Erfahrungen aus ihrer fast zwölfjährigen Arbeit hier:

„Es ist der 16. November 2009, mein erster Arbeitstag bei den Frechdachsen in Witzenhausen. Als ich nachmittags nach Hause ging, sagte ich zu meinem Mann: „Das war ein Fehler.“
Aus diesem Fehler wurden nunmehr zwölf Dienstjahre bei den Frechdachsen. Vieles hat sich bisher verändert.
Die Kita entstand einst aus einer Elterninitiative heraus. Träger der Einrichtung „ Die Frechdachse“ war und ist seit dem 1.März 2009 das Studierendenwerk Kassel, damals noch Studentenwerk Kassel.
Aus einer ehemals kleinen Hausmeisterwohnung wurden nach und nach immer mehr kindgerechte, liebevoll gestaltete Räumlichkeiten.
Die Elternschaft, Studierende der Ökologischen Agrarwissenschaften in Witzenhausen, war sehr engagiert und half tatkräftig bei der Gestaltung der Kita mit. Es war und ist stets ein harmonisches Miteinander, was eine große Bereicherung der Arbeit mit den Kindern und Eltern ist.
Durch den Studienzweig Ökologische Agrarwissenschaften entsteht in unserer Arbeit eine bedeutende Achtsamkeit im Umgang mit der Natur und ihren natürlichen Ressourcen. Man richtet den Blick auf Nachhaltigkeit im Leben miteinander aus, man denkt einmal mehr über gesunde Ernährung und Lebensführung nach, man entwickelt eine gewisse Weltanschauung.
Auch in mir persönlich hat die Arbeit hier bei den Frechdachsen viel bewirkt. Nicht nur als Erzieherin, sondern auch als Mutter und Ehefrau richtete sich mein Gesamtblick mehr und mehr auf eine gesündere und nachhaltigere Lebensführung aus. Ein besonders großes Augenmerk liegt hierbei auf der Ernährung, die möglichst regional, saisonal und ökologisch sein sollte.
Zahlreiche buntgemischte Essenskreationen aus unserer Mensa in Witzenhausen haben immer wieder neue Kochideen in uns selbst hervorgerufen und zum Nachahmen motiviert.
Ganz besonders kann ich mich noch an ein Gericht erinnern, welches ich zuvor noch nie in meinem Leben probiert hatte. Spanisch Frico gab es mindestens ein- zweimal im Monat und es war immer ein Geschmackserlebnis, auch wenn es mittlerweile nicht mehr in meinen Ernährungsplan passt. Das Rezept füge ich am Ende dieses Texts für Neugierige ein.
Die recht turbulent verlaufende Anfangszeit bei den Frechdachsen regulierte sich relativ schnell durch einen konstanten Strukturaufbau, geregelte Tagesabläufe, eine Personaloptimierung - Dinge, die mehr und mehr Planungssicherheit, Ordnung und Stabilität in unsere gemeinsame Arbeit brachten.
Ein weiterer Meilenstein während meiner Zeit bei den Frechdachsen war die Gestaltung unseres wunderbar naturnahen Außengeländes gemeinsam mit unserer fleißigen Elternschaft und einer professionellen Landschaftsgestalterin.
Verschiedene Ebenen, Baumstümpfe, gefällte Baumstämme als Balanciermöglichkeiten, Weidenhäuschen, große Gesteinsbrocken, einen Wasserlauf, eine Sandgrube und naturnah gestaltete Auf- und Abhänge waren und sind Bestandteile unseres erlebnisreichen Außengeländes.
Man könnte glauben, dass dies eine große Überforderung für ein- bis dreijährige Kinder sei. Bis November 2009 glaubte ich dies wahrscheinlich auch noch, aber die Erfahrung mit den Kindern in Witzenhausen zeigte mir, zu was Kinder fähig sind, wenn man sie auf ihrem Weg begleitet, ihnen Vertrauen schenkt in ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten und sie selbstständig Motor ihrer eigenen Entwicklung sein lässt.
Nach mühevoller Arbeit an unserem Außengelände mussten wir leider 2011 nach dem Werra-Hochwasser unser schönes Außengelände neugestalten, damit es zwei Jahre später wegen eines weiteren Hochwassers erneut aufgebaut werden konnte . Wenn es auch sehr traurig war, so machten wir das Beste daraus, brachten kleine Plastikentchen mit und ließen sie mit den zufällig landenden Entchen der Werra auf unserem Hochwassersee im Garten schwimmen.
Dem unermüdlichen Teamgeist von Elternschaft, Frechdachse-Team und den finanziellen Leistungen des Studierendenwerks ist der Wiederaufbau des Außengeländes zu verdanken. Sind diese Naturkatastrophen auch unschön, so verbinden sie doch im gemeinsamen Kampf gegen sie.
Bezeichnend für die Arbeit bei den Frechdachsen ist für mich die Arbeit in dieser kleinen Gruppe von zehn bis zwölf Kindern, die eher einen familienähnlichen Charakter hat. Hier gibt es immer ein offenes Ohr und Zeit und Raum für ein Gespräch. Wir sind eng verbunden mit der Elternschaft, die ihre Kinder wohl behütet und geborgen weiß. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft bei gemeinsamen Projekten und ein liebevolles, freundliches und achtungsvolles Miteinander.
Projekte, wie die Gestaltung des Außengeländes, der Bau eines Hochbeets, Kartoffelanbau und Kartoffelernte in der Deula in Witzenhausen, Sommerfeste, Weihnachtsfeste, Faschingsfeste, Waldwochen, Zahnarztbesuche, Krankentransportbesuche, ausgiebige Spaziergänge durch die nahegelegene Natur und noch vieles mehr bereicherten und bereichern bis heute meine Arbeit bei den Frechdachsen in Witzenhausen.
Ich bin dankbar für die Zeit bei den Frechdachsen. Sie brachte sicherlich auch nicht nur positive Erfahrungen mit sich, aber Erfahrungen, die unseren Weg prägen, aus denen wir fürs Leben lernen können, und die uns hilfreich auf unseren weiterführenden Wegen sein werden.
Die Zeit bei den Frechdachsen hat mich bereichert, schenkte mir innerliche Kraft und verlieh Motivation für neue Aufgaben. Es ist ein großes Gut im Leben, wenn  die Arbeit ein Ort ist, an den man gerne kommt, an dem man glückliche, sich gut entwickelnde Kinder begleitet, an dem man eine zufriedene Elternschaft hat, und ein Team, in dem man Teamgeist, ein achtungsvolles, hilfreiches und unterstützendes Miteinander erfährt.
Danke für zwölf schöne und erfahrungsreiche Jahre bei den Frechdachsen in Witzenhausen von 50 Jahren Studierendenwerk Kassel!“

Spanisch Frico - Rezept für vier Personen

  • 1 Kilo Kartoffeln (weichkochend)
  • 800 Gramm Gemüsezwiebeln
  • 500 Gramm Rindfleisch zum Kochen
  • 1 Teelöffel Salz
  • je 1 Prise weißen und schwarzen Pfeffer
  • 2 Pimentkörner
  • 1 Prise Muskat
  • 200 Gramm Sahne
  • 200 Gramm Crème Fraîche

    Zubereitung: Eine Auflaufform mit Deckel einfetten. Kartoffeln schälen, in Scheiben schneiden, Zwiebel ebenso. Fleisch würfeln. Abwechselnd in die Auflaufform schichten, zuerst die Kartoffeln. Mit Kartoffelscheiben abschließen. Jede Schicht würzen. Sahne mit Crème Fraîche verrühren und darüber geben. Deckel auflegen und im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad 90 Minuten garen. Dazu passt Endiviensalat.

Sabine Albus - HoPla-Kinderhaus

„Was haben die Sendung mit der Maus und das Studierendenwerk Kassel gemeinsam? Sie werden in diesem Jahr 50 Jahre jung… uuuuuuund sie beschäftigen sich beide mit den Themen der Kleinsten. Den Anfang im Studierendenwerk konnte ich mitgestalten. In einem mobilen Systembau an der Ahne hatte ich 2008 die Möglichkeit, gemeinsam mit einer studentischen Aushilfe eine Tageskindergruppe aufzubauen und die „Infrastruktur“ für eine Krippengruppe in Trägerschaft des Studentenwerks - wie das Studierendenwerk damals noch hieß - zu schaffen.
Uns erwarteten große, helle und vorwiegend leere Räume, die mit Leben, Ideen und Material für Kinder, vorwiegend studierender Eltern, gefüllt werden würden. Die Anmeldeformalitäten waren noch sehr unbürokratisch und verliefen nach dem Motto: „Wer zuerst kommt, darf bleiben.“ Paul war das erste Kind, das mit seiner Mutter den Systembau betrat und sich sehr interessiert umschaute… und obwohl die Räumlichkeiten noch sehr spartanisch ausgestattet waren, schien sich unsere Begeisterung für das Projekt auf Eltern und Kinder zu übertragen. Bereits im Oktober betreuten wir zehn Kinder und unser Mini-Team bekam Verstärkung durch eine weitere Tagesmutter. Die Nachfrage nach Uni-naher U3-Kinderbetreuung war immens.
Das Studierendenwerk nahm unsere Anregungen für die Räumlichkeiten, die erforderlichen Materialien und den Außenbereich auf, so dass manche Tage sowohl für die Kinder als auch für das Team wie Weihnachten anmuteten. Immer wieder trafen Pakete ein, die wir gemeinsam auspackten, bestaunten und bespielten. Beim Aufbau und Anbringen von Möbeln war der Technische Dienst des Studierendenwerks uns immer eine große Hilfe.
Der Außenbereich wurde ein weiterer wichtiger Raum für die Kinder, um Selbstwirksamkeit zu erfahren. Hier fanden sie vielfältige sinnliche Anregungen vor: unterschiedliche Untergründe von hart bis weich, Baumstämme zum Erklettern, Herunterspringen und Balancieren, Beerensträucher und Beete zum Bearbeiten und Ernten.
2009 wurde die Tageskindergruppe in eine Krippengruppe mit zwölf U3-Kindern umgewidmet. Die Teamstruktur veränderte sich insofern, dass der Träger Studierendenwerk eine Leitung einsetzte, die das Thema „Kinderbetreuung“ fortan verantwortete. Eine weitere Erzieherin, 5 studentische Aushilfen und eine FSJ-Praktikantin verstärkten das pädagogische Team. Auch eine flexible Nachmittagsbetreuung wurde etabliert und zunächst mit studentischen Aushilfen organisiert.
Wir organisierten und feierten gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern wunderbare Jahreszeitenfeste. Obwohl wir alle uns sehr wohl fühlten im Systembau an der Moritzstraße 30 oder 32 oder 31 (die Hausnummer wechselte aus unersichtlichen Gründen ständig), mussten wir zweimal umziehen. Beim ersten Mal, weil eine Bombe aus dem 2. Weltkrieg auf der Baustelle des nahegelegenen Campus Centers gefunden wurde. Beim zweiten Mal sorgten zinnorganische Verbindungen, die als Überbleibsel der ehemaligen Zeltstofffabrik Gottschalk auf dem Gelände nahe dem Systembau entdeckt wurden, für eine Evakuierung. Bis in die späten Abendstunden putzten wir das provisorische Quartier in der Moritzstraße und transportierten zig Ladungen von Möbeln und benötigten Materialien mit dem Krippenwagen ins vorübergehende Domizil. Am nächsten Morgen betraten die Kinder zunächst vorsichtig, aber neugierig „ihre neue Kita“ und erprobten begeistert die veränderten Spielmöglichkeiten.
Bis August 2013 blieben wir in der beschriebenen Teamkonstellation im Systembau, während auf dem Unigelände an der Gottschalkstraße das große Kinderhaus gebaut wurde. Es sollte zunächst Platz für drei Krippengruppen und eine altersgemischte Kindergarten-Gruppe bieten. Die Fertigstellung des HoPla-Kinderhauses verzögerte sich bis zum November des gleichen Jahres. Um aber trotzdem alle neu aufgenommenen Kinder betreuen zu können, vollbrachten das neue, erweiterte Team und der Technische Dienst einen gewaltigen Kraftakt. Meine Aufgabe bestand zunächst darin, gemeinsam mit einer studentischen Aushilfe sämtliche Möbel und Materialien der Kita zu listen, aufzuteilen und zu verpacken, um im Verwaltungsgebäude des Studentenwerks in der Wolfhager Straße 10 für drei Monate zwei Krippengruppen anbieten zu können und um im alten Domizil neben einer weiteren U3-Gruppe auch die altersgemischte Gruppe aufzubauen.
Dann aber… nach drei Monaten, in denen viele Kinder eingewöhnt wurden und ankamen, richteten wir zeitgleich das HoPla-Kinderhaus ein. Alles noch einmal von vorn: Sortieren, einpacken, beschriften und zuweisen. Als das Team zum Einrichten ins neue Kinderhaus kam, wurde es dort von einem scheinbar unübersichtlichen Berg Materials und alter und neuer Möbel erwartet. Dank des großen Engagements und der klaren Vorstellung vom zukünftigen Arbeiten und seinen neuen Möglichkeiten lichtete das Team das Chaos innerhalb weniger Tage.
Anfang November war es dann endlich so weit: Wir hatten die Kinder auf den Umzug in das neue Haus eingestimmt. Auch sie hatten beim Packen geholfen und die letzten wichtigen Dinge in Bollerwagen gepackt. Damit der Umzug für die Kleinen nachvollziehbar wurde, trafen sich die Eltern, Kinder und das Team am Morgen ein letztes Mal in den alten Betreuungsorten, um dann aus zwei Richtungen kommend gemeinsam zum Kinderhaus zu ziehen. Dort erwartete und begrüßte sie die Kita-Leitung. Alle Beteiligten wurden in ihre jeweiligen Gruppenräume eingeladen und es war wunderbar zu beobachten, wie sich die Kinder der neuen Umgebung annäherten und sie sich zu eigen machten. Nämlich so wie Kinder es meist tun: beobachtend, unvoreingenommen, neugierig und motiviert.“

 

Julia Zinn - studykidscare

studykidscare ist die flexible und jüngste Kita des Studierendenwerks. Erzieherin Julia Zinn erzählt, wie sie ihren Einstieg dort erlebte:
„Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, also vor drei Jahren, um genau zu sein. Naja, um ganz genau zu sein, vor drei Jahren, sieben Monaten und drei Wochen. Da gab es ein junges Kinderfräulein, das bereit war, eine neue Welt zu entdecken. So verließ es seine alte Welt und trat seine Reise an. Ein Schreiben führte es zu den magischen Toren des Studierendenwerks Kassel. Und die Welt, die es hinter diesen Toren fand, war: voller Fragezeichen. Wie arbeite ich? Wo arbeite ich? Was sind eigentlich meine Aufgaben? Wo bleiben denn die Kinder? Und mit wem arbeite ich? Fragen über Fragen - aber wo sind die Antworten? Das Kinderfräulein ahnte zu dem Zeitpunkt nicht, dass es Teil des Plans war, um diese neue Welt zu erschaffen und all die Antworten zu finden.
So, oder so ähnlich könnte meine Geschichte bei studykidscare auf märchenhafte Art beginnen. Aber wer möchte schon ein Märchen hören, wenn die Realität umso viel spannender ist?
Studierende Eltern <-> volle Kindergärten, Vorlesungszeiten bis 20 Uhr <-> alleinerziehend, unbezahlbare Notlösungen <-> wenig Einkommen - alles Stolpersteine, die vielen Studierenden im Weg liegen.
Es musste also eine Lösung gefunden werden, die wenigstens einige dieser Steine aus dem Weg räumen würde.
„Damit Studieren gelingt“, wurde „Studykidscare“ ins Leben gerufen. Noch bevor ich anfing, beim Studierendenwerk Kassel zu arbeiten, gab es die ersten Ideen.
Es gab das Angebot einer Nachmittagsbetreuung, 16 bis 20 Uhr. So hatten die Eltern die Möglichkeit, auch zur späten Stunde an den Vorlesungen teilzunehmen. Die Kinder wurden von qualifizierten studentischen Aushilfen entweder in den Räumen des Hopla-Kinderhauses oder im Eltern-Kind-Raum betreut.
Aber das reichte noch nicht aus, um die Nachfrage nach einer guten Kinderbetreuung während des Studiums abzudecken. So hatte ein weiser Mann die grandiose Idee, einfach die Kinderbetreuung dem Bedarf der Eltern anzupassen. Um seine (damals unausgesprochen verrückte und wundersame) Idee umzusetzen, brauchte er viele helfende Hände und jemanden, der an das Projekt glaubt. Das taten zum Glück viele Menschen und „studykidscare“ konnte ins Leben gerufen werden. Also so oder so ähnlich wurde mir zumindest die Vorgeschichte erzählt.
Als ich 2017 hinzukam, gab es schon den Namen „Study Kids Care“ und einen, sagen wir mal, groben Plan:
-    Betreuungszeiten Montag bis Samstag 7 bis 20 Uhr
-    Betreuungsalter von sechs Monaten bis zum Eintritt in die Grundschule
-    Für Studierende der Uni Kassel, Wohnsitz egal
-    Buchung semesterweise
-    Die Eltern füllen ein Formular aus mit ihren Wunschzeiten, es wird ein Vertrag aufgesetzt und die Betreuung kann losgehen
Klingt eigentlich relativ einfach und unkompliziert. Jetzt stellen Sie sich das Ganze mal so vor:
Keine Konzeption, kein Leitfaden, keine Aufgabenbeschreibung, wenig Erfahrung, nicht mal ein Raum. Es war, als hätte man eine große Legokiste vor sich mit vielen bunten Bausteinen, aber ohne Bauanleitung. Wie fängt man an? Was baut man zuerst?
Da waren wir also: fünf Studierende, die gefühlt an drei Orten gleichzeitig sein sollten, eine Erzieherin, die kaum Erfahrung im Kita-Bereich hatte und 1 Bachelorstudentin Sozialpädagogik auf dem Weg zum Master - das „Studykidscare“-Team.
Nach und nach fanden wir einen Weg, gemeinsam an diesen Herausforderungen zu wachsen. Wir brachten unsere Stärken und Schwächen ein und aus den vielen bunten Legosteinen entstand langsam ein buntes Gerüst. Wer braucht schon eine Anleitung, wenn man auch selbst ein Kunstwerk* aus dem Nichts erschaffen kann?
„Study Kid Scare“ bekam nun auch endlich einen Namen: Falls Sie sich bereits gewundert haben, warum im Text der Name so häufig in unterschiedlichen Schreibvarianten vorkam, hierzu eine kurze Erläuterung. Ganz am Anfang hießen wir Study Kids Care. Dann wurde der Name aus stilistischen Gründen zu studykidscare abgeändert. Das führt bis heute zur Verwirrung und vielen spannenden Schreibausführungen. Zaubert uns immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht.
studykidscare bekam einen Raum: Einen ehemaligen Konferenzraum des Studierendenwerks. Einen kalten, leeren Raum mit viel Grau und einem Hauch von Dunkelblau, in dem man sich förmlich die vielen hier geführten seriösen Gespräche vorstellen konnte. Außerdem besteht der Raum mindestens zu drei Vierteln aus Fenstern. Wer jetzt der Meinung ist, daraus kann nie und nimmer eine Kita entstehen, der hat ganz eindeutig die wahren Innendesigner vergessen.
Die Kinder. Sie füllten den Raum mit Humor, Wärme, Musik, ganz vielen bunten Bildern … und manchmal mit purem Chaos.
Aus den Fenstern wurde eine riesengroße Leinwand, aus den Wänden eine Kunstgalerie und aus dem einen Raum wurden viele kleine Räume zum Experimentieren.
(An dieser Stelle erzähle ich Ihnen kurz vom geheimen Lieblingsplatz aller Kinder. Das „Büro“. Eine kleine Nische zwischen Küche und Notausgang. Aber ausgerechnet dann ein Paradies, wenn man als Erwachsener gaaaaanz dringend Büroarbeit machen möchte. Doch genau dort entstehen „wichtige Gespräche“ mit den Kindern, Ideen, Vorschläge. Aber um ganz offen und ehrlich zu sein, nehmen sie einem hin und wieder auch Arbeit ab, wie Briefumschläge bekleben oder E-Mails schreiben und es wird einem definitiv nicht langweilig.) Das Einzige, was wir Erwachsene hinzufügten, waren bewegliche Elemente, unterschiedliche Materialien, Spiele, Zeit, Schweiß und Muskelkraft (das Herz ist, wie Sie bestimmt wissen, auch ein Muskel).
So sind wir eine richtige, echte Kita geworden, die einfach mehr … Raum für Flexibilität bietet.
Und wer es mir noch immer nicht glauben mag, der hat die Magie eines guten Märchens vergessen, denn da wird am Ende alles gut. So beende auch ich meine Zeilen auf märchenhafte Weise: Die magischen Tore waren aufgetan, und wie das Kinderfräulein gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Farbregen, und alles Bunte dieser Welt blieb an ihm hängen, sodass es über und über davon bedeckt war.

 

*Ich weiß, Kunst liegt im Auge der Betrachtenden ..."