Themenmonat 06 Nachhaltigkeit
Juni - Nachhaltigkeit im Studierendenwerk Kassel
Nachhaltigkeit seit über 300 Jahren
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ geht auf den Freiberger Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) zurück, der ihn 1713 auf die Forstwirtschaft übertrug. Das Ziel war die Schaffung eines stabilen Gleichgewichts in der Waldwirtschaft. Der Grundgedanke: In einem Wald sollten nur so viele Bäume abgeholzt werden, wie in diesem Wald in absehbarer Zeit nachwachsen können. Dadurch sollte langfristig der Bestand des Waldes sichergestellt werden, der die Basis der Forstwirtschaft bildet.
Nachhaltigkeit auf dem Campus
Die Ölkrise von 1973 war ein Schockmoment: Leere Autobahnen an autofreien Sonntagen werden zum Sinnbild der vollständigen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen – das Gegenteil einer nachhaltigen Handlungsweise. Das Waldsterben in den 1980ern verstärkt diesen Eindruck. Der seitdem ungebremst fortgeführte Ressourcenverbrauch und die immer sichtbarer werdenden Folgen des Klimawandels schaffen in der Gesellschaft langsam ein Bewusstsein für die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns – und so auch auf dem Campus.
1981 gibt es erstmals „Reformkost“ in den Mensen des Studierendenwerks. Wir berichteten im Themenmonat Hochschulgastronomie.
Doch nachhaltige Handlungskonzepte finden sich nicht nur in den Küchen der Mensen und Cafeterien.
Hochschulgastronomie
Von Einkauf über Zubereitung bis hin zum Verkauf ist in den gastronomischen Einrichtungen des Studierendenwerks Kassel alles auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Bedarf und Verbrauch von Lebensmitteln werden so geplant und kalkuliert, dass kaum Abfall entsteht. Die Mensaküchen kochen nicht auf Vorrat, sondern angepasst an die Nachfrage – Ziel ist, möglichst nicht mehr zu kochen, als tatsächlich gebraucht wird. Täglich benötigte Lebensmittel werden in Großgebinden eingekauft, wodurch zusätzlich Abfall vermieden wird. Außerdem kommen alle Lebensmittel, sofern möglich, aus der Region.
Auf Einweggeschirr sowie Einwegverpackungen wird normalerweise weitestgehend verzichtet. Für To-Go-Ware – gerade in Corona-Zeiten wichtig – werden ausschließlich biologisch abbaubare Behälter aus Zuckerrohr verwendet. Außerhalb der Pandemie setzt das Studierendenwerk auf Mehrweg-To-Go-Geschirr. Im Moritz gibt es die Lock & Lock Boxen: Nach dem einmaligen Kauf können die Boxen bei jedem Besuch gegen neue getauscht werden. In den Cafeterien gibt es Pfandtassen, Edelstahl-Thermo-To-Go-Becher und auch einen Becher Bonus für selbstmitgebrachte Tassen.
Umweltfreundlichkeit gilt aber nicht nur vor, sondern auch hinter der Theke: Sämtliche Küchengeräte werden vor ihrem Kauf auf Umweltverträglichkeit und Energiebedarf geprüft. Reinigungsmittel werden technisch so gering wie möglich dosiert, um unnötigen Verbrauch zu vermeiden und überhaupt werden sie so gewählt, dass sie gut abbaubar sind.
Neben der Bio-Mensa Steinstraße in Witzenhausen, die für ihr besonderes Angebot mit dem Biostar 2003 ausgezeichnet wurde, bemühen sich auch die Kasseler Mensen um den Einsatz von Lebensmitteln aus biologischem Landbau und artgerechter Tierhaltung. Preiswerte und qualitativ hochwertige Ökoprodukte (z. B. Frühstückseier, Kaffee, Tees, Säfte in den Cafeterien) gehören zum festen Sortiment der Mensen und Cafeterien des Studierendenwerks Kassel.
2003 erhielt das Studierendenwerk nach erfolgreicher Kontrolle das Öko-Zertifikat und darf seit 2004 für seine Öko-Produkte das Biosiegel führen.
Was uns besonders wichtig ist, haben wir auf www.studierendenwerk-kassel.de/bioundmehr zusammengestellt.
Bio. Und gut.
Der Mixsalat, den wir saisonal in den Mensen anbieten, ist nicht nur superlecker und knackfrisch – es steckt auch Bio drin. Die Salatsorten Lollo-Rosso, Crispy und Batavia kommen vom nordhessischen Biohof Ruhlengut. Den landwirtschaftlichen Betrieb führen Judith und Tim Treis seit 1997 und beliefern unter anderem unsere Mensen mit frischer, regionaler Bio-Ware.
Im Video präsentiert Tim Sichtermann, Leiter der Zentralmensa, wie der frische Salat in der Salatküche, in den so genannten Katakomben der Zentralmensa, verarbeitet wird.
Immobilienmanagement
Wohnraum für Studierende zu schaffen, gehört zu den ältesten Aufgaben des Studierendenwerks. Zwar werden bei Neubauten energetische Maßnahmen heute immer berücksichtigt, doch beim Bau der älteren Wohnheime war das noch nicht so. Diese werden heute saniert, um Ressourcen einzusparen. Etwa durch nachträglich angebrachte Wärmedämmverbundsysteme auf den Außenwänden, der Dämmung der Dachflächen und modernen Heizanlagen, die auch solare Brauchwasserbereitung gestatten. Dadurch wird nicht nur Energie gespart, sondern kostengünstiges Wohnen ermöglicht – wer heute in einem Wohnheim des Studierendenwerks wohnt, macht das ressourcenschonend.
Über Möglichkeiten, ressourcenschonend zu heizen und Trinkwasser sparsam zu verwenden, informiert das Studierendenwerk seine Mieterinnen und Mieter bereits beim Einzug. In dem 2017 energetisch sanierten Wohnheim Weserstraße ist das Studierendenwerk mit einem Energiesparwettbewerb innovative Wege gegangen, um den Studierenden auch in einer urbanen Umgebung Anreize für ressourcenschonendes Nutzungsverhalten zu geben. Bei der Gestaltung des Außenbereichs rund um das Wohnheim wurden Flora und Fauna mitbedacht: Auf dem Gelände gibt es ein Insektenhotel, Vogelnistkästen und Fledermausboxen.
Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Wohnheim Am Sande 1/1A in Witzenhausen erzeugt seit Juli 2020 Solarstrom, der den Bewohnerinnen und Bewohnern dauerhaft als „Mieterstrom“ zur Verfügung steht und mittelfristig Dienstfahrzeuge des Studierendenwerks mit Energie beliefert. Im vergangenen Jahr wurden so 68,5 MWh Strom produziert und 26 Tonnen CO² vermieden. Das entspricht etwa 800 gepflanzten Bäumen.
Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen stellt in einem Video die Photovoltaik-Anlage in Witzenhausen vor. Michael Fuchs, Abteilungsleiter Studentisches Wohnen vom Studierendenwerk Kassel, erklärt die Vorteile.
Kinderbetreuungseinrichtungen
Besonderes Augenmerk gilt den Gebäuden, in denen die Kinderbetreuungseinrichtungen des Studierendenwerks zuhause sind: Möbel und Spielgeräte sind bis auf wenige Ausnahmen aus Holz oder anderen Naturstoffen, Außenspielflächen werden vegetationsreich und naturnah gestaltet und auch beim Spielzeugangebot haben natürliche Materialien absoluten Vorrang. Das HoPla-Kinderhaus wurde in Niedrigenergiebauweise erstellt.
Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
Nachhaltiges Handeln ist uns nicht nur im ökologischen Bereich wichtig – eine zunehmend wichtige Rolle spielt hier auch die soziale Dimension: So legen wir ein besonderes Augenmerk auf nachhaltiges Personalmanagement.
Arbeitsschutz Ziel ist es die Beschäftigten des Studierendenwerks vor den Gesundheits- und Sicherheitsgefährdungen am Arbeitsplatz zu schützen. Dazu gehören eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung und die Risikominimierung besonderer Personengruppen wie beispielsweise Jugendlichen, Schwangeren und Müttern. Gefahren sollen erkannt und Unfälle vermieden werden. Deshalb bieten wir spezielle Unterweisungen und Schulungen zum Arbeitsschutz an und unterrichten so die Beschäftigten des Studierendenwerks über besondere Gefahren und mögliche Vorbeugung.
Gesundheitsförderung Körperliche Fehlhaltung und psychische Belastung am Arbeitsplatz nehmen deutschlandweit stetig zu. Arbeitsunfähigkeitstage sind am häufigsten auf Rückenleiden oder psychische Erkrankungen zurückzuführen. Deshalb wollen wir das Thema Gesundheitsförderung immer stärker im Studierendenwerk verankern. Bisher bieten wir schon Yoga- und Sportkurse für unsere Beschäftigten an. Der Arbeitsplatz kann individuell eingerichtet und angepasst werden und zukünftig planen wir einen jährlichen Gesundheitstag für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Studierendenwerk mit Impulsvorträgen zu gesunder Ernährung, Resilienz und Achtsamkeit, sowie Sport und Entspannungsübungen.
Betriebs-Yoga
Anne Grabow ist hauptberuflich Qualitäts- und Hygienebeauftragte im Studierendenwerk Kassel und nebenberuflich Yoga-Lehrerin. Regelmäßig bietet sie für unsere Beschäftigen Yoga-Kurse an.
Da diese Kurse wegen der Corona-Pandemie zurzeit leider ausfallen müssen, drehte Grabow zu Hause ein Yoga-Video - die Übungen können einfach am individuellen (Büro-) Arbeitsplatz durchgeführt werden. Namasté!