Themenmonat 08 Wohnen

August - Studentisches Wohnen

Zuhause sein beim Studierendenwerk

Der Beginn des Studiums ist für junge Menschen ein großer Schritt. Viele verlassen die Heimat und ziehen zum ersten Mal in eine eigene Wohnung. Doch in nahezu allen Groß- und Universitätsstädten stehen sie vor einer schmerzhaften Erkenntnis: Wohnen ist kostspielig – und wird Jahr für Jahr teurer. Gerade für Studierende mit geringem Einkommen kann die Wohnungssuche so zu einer echten Hürde beim Start ins Studium werden. Für das Studierendenwerk Kassel ist es also eine der dringendsten Aufgaben, beim Überwinden dieser Hürde zu helfen.
Das Problem ist kein neues: Die Urbanisierung in Deutschland sorgt seit der Industrialisierung dafür, dass Wohnraum in Großstädten knapper wird. Zwar müssen Studierende heute normalerweise nicht mehr zur Untermiete in überfüllten Hinterhofwohnungen unterkommen. Aber es gibt im Jahr 2021 – bei Mietsteigerungen von knapp 25 Prozent allein über die letzten 20 Jahre – für viele Studierende oft kaum bezahlbaren Wohnraum.

 

 

Die ersten Wohnheime in den 1970er-Jahren

Das Studierendenwerk Kassel bemüht sich zeit seines Bestehens, durch den Betrieb eigener Wohnheime möglichst vielen Studierenden ein bedarfsgerechtes Dach über dem Kopf anzubieten. Den Anfang machen 20 Wohnheimplätze, für die man 1972 Wohnungen anmietete. Ab 1973 folgen eigene Gebäude, zunächst in der Kölnischen Straße und der Ludwig-Mohr-Straße in Kassel sowie der Nordbahnhofstraße in Witzenhausen. Die neuen Häuser bieten Platz für 115 Studierende und sind bei Mieten von anfänglich ca. 120 DM erschwinglich.

Doch mit steigenden Studierendenzahlen in den 1980ern genügt dieses Angebot nicht mehr: Am Ende des Jahrzehnts kann das Studierendenwerk zwar immerhin knapp über 650 Wohnheimplätze zur Verfügung stellen und etwa 600 weitere Studierende an private Vermieterinnen und Vermieter weitervermitteln. Angesichts 12.000 Studierender an der Gesamthochschule Kassel (heute: Universität Kassel) werden aber dringend mehr Wohnungen und Zimmer gesucht.

Eine gemeinsame Kampagne von Studierendenwerk, AStA und Gesamthochschule appelliert an Bürgerinnen und Bürger der Stadt, vermehrt an Studentinnen und Studenten zu vermieten und Wohngemeinschaften zu erlauben. Grundstücke für neue Wohnheime werden angekauft, und in den 1990ern eröffnen in kurzen Abständen die Wohnheime Naumburger Straße, Konrad-Adenauer-Straße, Hüttenbergstraße und schließlich das Europahaus und die Wohnheime Moritzstraße 24/26. Heute zählt das Studierendenwerk 1.100 Plätze in seinen Wohnheimen in Kassel und Witzenhausen.

Für alle Bedürfnisse

Dabei ist das Angebot so vielfältig wie die Studierenden selbst - wer in Kassel oder Witzenhausen in einem der Studierendenwohnheime wohnen möchte, kann wählen: Ob modernes Einzelapartment, Zweier-WG oder urige Wohngruppe für bis zu sechs Personen. Auch für besondere Lebensumstände, etwa Familien mit Kindern oder Studierende mit Behinderung, gibt es passende Angebote.

Erste Anlaufstelle für Wohnungssuchende ist die Infotheke des Studierendenwerks im Campus Center mitten auf dem Holländischen Platz in Kassel. Hier bekommen sie praktische Hilfe und Tipps, die beim Finden eines Zuhauses helfen. Zusätzlich gibt es die Online-Wohnungsbörse, in die Studierende nach Angeboten des privaten Wohnungsmarkts Ausschau halten können. Regelmäßig vor Beginn des Wintersemesters startet das Studierendenwerk Sonderaktionen, wie beispielsweise das WG-Speeddating, bei dem sich schnell und unkompliziert Menschen, die ein Zimmer oder eine Wohnung frei haben, mit denen treffen, die noch suchen. Ein Highlight jedes Speeddatings ist die Verlosung von Ein-Jahres-Mietverträgen in Erstsemester-WGs direkt am Campus.

Im Wohnheim lebt man bezahlbar, campusnah und modern in energetisch sanierten Häusern oder Neubauten nach neuester Energiesparverordnung (wie dem 2015 errichteten Max Kade Haus). Hinzukommen viele Vorteile, die eine privat gemietete „Studentenbude“ oft nicht hat. Internetanschlüsse, Waschmaschinen und Trockner, bedarfsgerechte Möblierung, Lern- und Gemeinschaftsräume sind selbstverständlich. Wer mag, kann spezielle Pakete für die Erstausstattung des Wohnheimzimmers mit Wäsche, Küchenutensilien und anderen Nützlichkeiten kaufen. Wann man einzieht, bestimmt man selbst - den Schlüssel bekommt man rund um die Uhr am Hotelomat.

Darüber hinaus gibt es kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten, um flexibel vor Ort auf Wohnungssuche gehen zu können.

2001 richtet das Studierendenwerk das Wohnheim-Tutorium ein. Studentinnen und Studenten, die selbst im Wohnheim leben, werden Tutorinnen und Tutoren. Ihre Aufgabe: Das soziale Miteinander fördern, Neuankömmlinge im Wohnheim zu begrüßen und zu vernetzen. Sie haben ein offenes Ohr für Fragen und Sorgen ihrer Mitbewohnerinnen und -bewohner, betreuen die Gemeinschaftsräume und sind Schnittstelle zum Studierendenwerk. Gemeinsam mit dem Team Studentisches Wohnen sorgen sie dafür, dass Wohnheime nicht nur ein Dach über dem Kopf sind, sondern ein Zuhause auf Zeit.

Das Wohnheim-Tutorium

Die Tutorinnen und Tutoren in den Wohnheimen des Studierendenwerks helfen Studentinnen und Studenten, die neue Heimat auf Zeit schneller kennen zu lernen. Da sie selbst in Kassel oder Witzenhausen leben und studieren, haben sie viele nützliche Tipps für die Neuankömmlinge. Tutorinnen und Tutoren sind Bindeglieder zwischen den Mieterinnen und Mietern und dem Studierendenwerk, sie unterstützen beim Einzug und während der ersten Tage und Wochen im Wohnheim. Sie sind außerdem ansprechbar, wenn es Probleme mit anderen Bewohnern, mit Behörden oder Ähnliches gibt.
Zusätzlich zum Wohnheim-Team gibt es Internettutoren, die bei Problemen mit dem Online-Zugang helfen.

Vom Leben im Wohnheim

Greta hat ihr Zuhause während des Studiums im Wohnheim gefunden. Für die Studien- und Berufsinformationstage 2021 erzählte sie per Video Schülerinnen und Schülern darüber.

Wohnheime als Treffpunkte

Im Video ist CampusClub-Tutor Christoph unterwegs im Wohnheim Weserstraße in Kassel. Hier leben 72 Studierende in attraktiven Einzelapartments. Wenn sie Lust auf Gesellschaft haben, können sie sich in den Gemeinschaftsräumen, am Außengrill oder am Sport-Gerät verabreden. Mehr zu den Wohnheimen in Kassel und Witzenhausen auf unserer Homepage.

Drei Fragen an Michael Fuchs

Michael Fuchs leitet die Abteilung Studentisches Wohnen. Zu seinem breiten Zuständigkeitsspektrum gehören auch die Bau- und Liegenschaftsverwaltung sowie der Zentrale Technische Dienst. Sein 13-köpfiges Team kümmert sich nicht nur um die Verwaltung und Instandhaltung der rund 1.100 Plätze in den 26 Wohnheimen und der Kitas. Die technischen Einrichtungen der Hochschulgastronomie fallen ebenso in diesen Zuständigkeitsbereich wie die Reparaturen und Instandsetzungen in den übrigen Studierendenwerk-Gebäuden. Auch Neubauten, Erweiterungen und Sanierungen für das Studierendenwerk Kassel werden hier federführend betreut.

Vorhandenes in Schuss halten, Neues planen - was sind oder waren Ihre Herzensprojekte?
Zum Studium gehört nach meiner Auffassung immer auch ein gutes Wohnumfeld. Studierende brauchen passende Räume zum Lernen und Arbeiten. In der Freizeit müssen Entspannung und Ruhe ebenso wie Treffen mit Kommilitoninnen und Kommilitonen möglich sein.
Deshalb hält das Studierendenwerk gute und vielfältige Wohnangebote bereit. Diese müssen von uns permanent angepasst werden, damit sie ansprechend bleiben und modernen Bedürfnissen gerecht werden. Die Instandhaltung unserer Häuser ist wichtiger als großartige Neubauten. Deswegen waren Umbau und Aufstockung des Wohnheims Adolfstraße so ein Projekt, das ich sehr gern umgesetzt habe. Aktuell sorgen wir durch eine Umstrukturierung des Wohnheimstandorts Wolfhager Straße dafür, dass dieser attraktiver wird und auch im Außenbereich mehr Aufenthaltsqualität bietet.

Nistkästen an Wohnheimwänden, Blühwiesen und naturnahe Kita-Gärten: Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?
Das Studierendenwerk kann nicht nur mit Fledermaus- und Vogelnistkästen, Insektenhotels oder Blühflächen vor den Wohnheimen nachhaltige Akzente im innerstädtischen Lebensraum setzen. Indem wir mit unseren Gebäuden und Freiflächen nachhaltig umgehen, verweigern wir uns zunehmender Flächenversiegelung und Rohstoffverschwendung. Wir ermöglichen Gründächer auf unseren Wohnheimen, sorgen für Fahrrad- statt PKW-Stellflächen. Und das alles tun wir bereits seit einigen Jahren. Darüber hinaus statten wir seit dem vergangenen Jahr Zug um Zug geeignete Dachflächen mit Fotovoltaik-Anlagen aus, erweitern unseren Fuhrpark durch elektrisch betriebene Fahrzeuge und nutzen selbstproduzierten Strom.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten für Ihr Team: Welcher wäre das?
Wir sind alle mit viel Freude bei der Sache und unterstützen die Studierenden nach Kräften. Trotzdem können wir nicht jedes Problem auf Anhieb lösen - zum Beispiel, wenn jemand unbedingt sofort ein Wohnheimzimmer will, auch wenn wir keine freien Plätze haben. Oder wenn verspätete Flüge dazu führen, dass jemand bei uns nachts vor verschlossenen Türen steht. Solche frustrierenden Momente würde ich den Studierenden und meinem Team gern ersparen. Deswegen wünschen wir uns rechtzeitige Kommunikation und Verständnis dafür, dass manchmal ein Ausweichen in ein Hotel oder die Jugendherberge unvermeidlich ist.

Mission Wohnung finden - Die Infotheke

Studierende, die noch keine Wohnung in Kassel gefunden haben, sind an der Infotheke im Campus Center richtig. Hier bekommen sie Antworten auf Fragen zu Wohnheimen und privatem Wohnungsmarkt und Tipps zum studentischen Leben in der Stadt. Das Infotheken-Team tut alles, damit es klappt mit dem neuen Zuhause.

Bei Ihrer Arbeit an der Infotheke erleben Sie viele Studierende auf Wohnungssuche. Welche Frage hören Sie am häufigsten? Und wie beantworten Sie sie?
Besonders oft werden wir gefragt, wie groß die Chancen auf einen Platz im Wohnheim sind und wann man mit einer Zusage rechnen kann. Diese Frage ist total nachvollziehbar und wir würden gerne konkreter antworten können, jedoch ist die Antwort von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Entsprechend fällt sie meistens eher vage aus. Generell werden die Chancen besser, je länger man auf der Bewerbungsliste steht – da gibt es aber Ausnahmen. Die Plätze werden analog zur Liste und den Belegungsrichtlinien vergeben, die man auf unserer Webseite findet. Daneben ist es immer besser, wenn die Studierenden eine breitere Auswahl bei Wohnformen und Wohnheimen angeben und nicht nur Einzelapartments in ein paar Wohnheimen direkt auf dem Campus. Dann haben wir mehr Möglichkeiten, ein passendes Angebot zu erstellen.

Kurz vorm Semesterstart sind Wohnheimplätze meist knapp. Was raten Sie Studierenden, die im September noch keinen Mietvertrag in der Tasche haben?
Sollten Studierende vier bis sechs Wochen vor ihrem gewünschten Einzugstermin noch kein Zimmerangebot von uns erhalten haben, empfehlen wir die private Wohnungssuche und helfen dabei gern mit Informationen und Tipps weiter.
Außerdem bietet das Studierendenwerk online eine Wohnungsbörse an, in der Zimmer und Wohnungen des privaten Wohnungsmarkts speziell für die Studierende der Uni Kassel gelistet werden. Dort findet man oft auch preiswerte Zimmer in der Nähe der Uni-Standorte.

Sie hören viele Geschichten - von Wohnungssuchenden ebenso wie von Wohnungsbietenden. Gibt es eine, die Sie besonders berührt hat?
Einmal kam ein Pärchen aus Indien mit dem Flug von Delhi nach Frankfurt und von dort mit dem Zug nach Kassel-Wilhelmshöhe mit vollen Koffern direkt zu uns an die Infotheke. Die Frau war hochschwanger und die beiden hatten noch keine Unterkunft in Kassel, waren also völlig unvorbereitet. So kurzfristig konnten wir ihnen leider keinen Platz im Studierendenwohnheim zur Verfügung stellen. Aber da wir einige andere Anlaufstellen für kurzfristige Übernachtungsmöglichkeiten kennen, konnten wir spontan eine Unterkunft für die ersten Tage in Kassel vermitteln.
Wir haben den beiden noch ein Taxi gerufen, die Koffer nach unten getragen und sie mit einem guten Gefühl auf den Weg zu ihrem Gästezimmer entlassen. Nach ein paar Wochen Wartezeit konnten wir ihnen dann aus purem Zufall doch noch eine Unterkunft in einem unserer Studierendenwohnheime anbieten.
 

Drei Fragen an Kirsten Fromm

Kirsten Fromm ist als Sachbearbeiterin wichtigste Ansprechpartnerin für die Studierenden, die im Wohnheim Ludwig-Mohr-Straße leben, sowie für die internationalen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die im International House der Universität Kassel wohnen. Zu Beginn jedes Wintersemesters übernimmt sie mit dem Wohnen-Team die Organisation des „Speed-Datings“- Treffpunkt für Studierende und potenzielle Vermieterinnen und Vermieter.

Zu Ihnen kommen Menschen aus aller Welt. Gibt es Begegnungen, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Es gibt sehr viele Begegnungen mit internationalen Gästen, an die ich mich immer wieder sehr gerne zurückerinnere. Eine ist das Abschiedsessen eines Gastprofessors aus Japan, der ein Jahr lang im International House der Universität Kassel gewohnt hat. Kurz vor seiner Abreise lud er seine Studierenden, seinen betreuenden Professor und mich zum selbstgemachten Sushi in sein Apartment im International House ein.
Ich habe meinen damals zehnjährigen Sohn mit zu dem Essen nehmen dürfen - entdeckte bei diesem Anlass seine Vorliebe für Sushi. Ein Gastgeschenk – typisch deutsch – hatten wir natürlich auch mit dabei. Es war ein ausgelassener, sehr fröhlicher Abend, an den ich mich immer wieder gerne zurückerinnere. Über Facebook bin ich immer noch in Kontakt und habe seither zu Weihnachten immer eine Karte aus Japan erhalten.

Was antworten Sie Studierenden, die Sie nach ihrer Chance auf einen Wohnheimplatz fragen?
Das lässt sich so pauschal einfach nicht sagen. Allerdings können sie Ihre Chancen auf einen Platz im Wohnheim erhöhen, indem sie sich so wenig wie möglich einschränken - sowohl, was die Wohnform als auch was das Wohnheim selbst anbelangt. Wenn sie allerdings ausschließlich in einem Einzelapartment wohnen möchten, weil das WG-Leben nichts für sie ist, sollten sie auch bei ihrer Entscheidung bleiben.

Was lieben Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Neben meinen vielfältigen Aufgabenbereichen vor allem den persönlichen Kontakt, die Gespräche und Zusammenkünfte mit den Studierenden und Gästen der Universität Kassel aus den unterschiedlichsten Ländern. Leider ist dieser Bereich Corona-bedingt mehr oder weniger weggebrochen. Ich freue mich schon sehr auf die Zeit, wenn diese Begegnungen wieder möglich sind, wenn das Campus Center wieder belebt ist, wenn zu Semesterbeginn wieder ein Speeddating stattfinden kann und ich bei einem Sommerfest oder einer Adventsfeier im International House der Universität Kassel wieder mit „meinen“ Mieterinnen und Mietern plaudern kann.

Unterwegs im Wohnheim mit Jennifer Becker

Jennifer Becker liebt ihre Arbeit als Immobilien-Servicekraft im Studierendenwerk. Sie ist so etwas wie die gute Seele für die Wohnheime und möchte, so sagt sie selbst, niemals wieder einen anderen Job. Seit vier Jahren unterstützt sie die Studierenden bei Ein- und Auszügen, betreut Wohnungsabnahmen und -übergaben und hat die Sauberkeit der Häuser fest im Blick.

Wir kümmern uns

Was passiert eigentlich, wenn mal was kaputt geht im Wohnheimzimmer? Wenn die Dusche tropft oder der Abfluss verstopft ist? Wer hilft? Das Video zeigt es.